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Dänemark

Lufthansa Surprise Dänemark

Wohin reisen in den Schulferien, wenn man nicht bei 40° in der Hitze schmoren will? Mit Surprise Booking verschlug es uns für neun Tage nach Jütland, Dänemark. Fazit: Überraschung gelungen.

Da keine von uns Lust auf ein Sonnenziel hatte mit der Option auf 40 Grad plus, wählten wir die Kategorie Outdoor Adventures, mit nur einer Destination in wärmere Gefilde und dem Rest im Norden. Dublin und Zürich schlossen wir aus, und so blieben Danzig, Helsinki, Oslo, Kopenhagen und Billund im Lotterietopf. Insgeheim hoffte ich, es würde Oslo werden und nicht Helsinki oder Kopenhagen, da ich diese Städte schon kannte. Am Ende zogen wir Billund, Dänemark, und offenbar bekannt für das dort angesiedelte Legoland. Auf jeden Fall ein guter Ausgangspunkt zum Erkunden des oberhalb von Deutschland gelegenen Jütland. Die Ostsee hinauf bis nach Skagen (gesprochen Skejen) und über die Nordsee zurück.

Unsere erste Station war Ajstrup Strand an der Ostsee, wo wir ein entzückendes kleines Strandhaus von der ebenso reizenden nebenan wohnenden Besitzerin Jette bezogen. Auch Schweine fühlte sich sehr wohl.

Weiterer Pluspunkt: die Nähe zum langen, feinsandigen Ostseestrand, der gesäumt mit Hagebuttensträuchern war, die einen betörenden Duft verströmten, da sie gleichzeitig blühten und Früchte trugen.

Die Freude am Strand wurde allerdings getrübt durch die hohe Dichte an fetten Feuerquallen, die quasi alle paar Meter in Ufernähe trieben. Auch ohne sie kostete es Überwindung, ins Wasser zu gehen: bei Temperaturen um die 20 Grad braucht man nicht wirklich eine Abkühlung. Einmal wagte ich mich dennoch ins Wasser: nach dem morgendlichen Joggen war ich gut aufgeheizt und die See glatt und klar, keine Quallen zu sehen. Da ließ ich schnell alle Hüllen fallen und kletterte an einem Badesteg die Leiter runter. Ein köstliches Gefühl – danach.

Am schönsten war jedoch ein völlig unerwartetes Erlebnis: Lucía wollte den Sonnenaufgang am Meer erleben und wir standen extra zu nachtschlafener Zeit auf, nur um dann am Strand zu sitzen, zu beobachten, wie es hell wurde, scheinbar ganz ohne Zutun der Sonne, denn sie ließ sich nicht blicken. Wie ich da verschlafen aus alter Gewohnheit das Meer abscanne, sehe ich doch tatsächlich zwei große Flossen auftauchen. Und wieder und wieder. Vielleicht 50 Meter vom Ufer glitten zwei Schweinswale gemächlich durch das spiegelglatte Wasser. Dankbar für dieses Geschenk war ich froh, den inneren Schweinehund (pardon, Schweindi) überwunden zu haben und aus dem Bett gekrochen zu sein.

Weitere Naturerlebnisse hatten wir in unserem Garten in Form eines Hasen und eines Fuchses, die sich zu früher Morgenstunde an einem anderen Tag ein Stelldichein gaben.

Ansonsten war unser Aufenthalt in Ajstrup sehr beschaulich, wir fuhren in die beiden nahe gelegenen Orte, wo wirklich der Hund begraben liegt und man Mühe hat, ein Cafe zu finden und auch noch ein Stück den Strand hinunter, wo er etwas breiter und der Sand genauso fein war, aber es eben auch nicht wärmer war.

Ausflug nach Aarhus

An einem Tag fuhren wir nach Aarhuis und sahen uns die mit rund 330.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Dänemarks an. Die Dänen sind keine großen Autofreunde, zumindest nicht des Parkens von fremden Autos in ihren Städten, das wurde gleich klar. In Zentrumsnähe gibt es nur teure Bezahlparkplätze, für die man auch noch eine App runterladen muss, es sei denn man ist des Dänischen mächtig und kommt mit den Parkautomaten zurecht.

Wir parkten also zunächst im modernen Teil und bewunderten neue dänische Architektur. Ich mag das maritime Ambiente dort, viele Wohnungen haben sogar direkten Zugang zum Wasser und vor den kleinen Anlegestegen liegen Kajaks und man könnte problemlos jeden Tag schwimmen gehen. Vorausgesetzt man ist abgehärtet und lässt sich von den Quallen nicht abschrecken.

Wir sahen einen Wasserskiparcours und viele schöne Lokale, eine Markthalle und den gut bestückten Yachthafen, bevor wir aus dem Zentrum rausfuhren, um das Auto loszuwerden und uns zu Fuß wieder auf den Weg in die Altstadt zu machen. Die Mühe lohnte sich auf jeden Fall, die Altstadt ist schön bis schnuckelig, wir gaben uns hemmungslos dem Shopping hin und chillten dann auf einer genialen riesigen Dachterrasse eines Kaufhauses mit großartiger Aussicht.

Skagen

Skagen, die Spitze Jütlands, wo Ostsee und Nordsee aufeinander treffen, hätte in jeder Hinsicht der Höhepunkt unserer Reise werden sollen, so dachten wir, aber unsere Erwartungen wurden nur teilweise erfüllt. Erste (große) Enttäuschung: Das viel gepriesene Hotel Strandly. Von unserem Zimmer fanden sich definitiv keine Bilder auf Booking. Statt stilvoll gänzlich ohne Charme, Schimmel in der Dusche, muffeliger Teppichboden, lieblose und zum Teil sinnfreie Ausstattung (Beispiel: wozu braucht man einen Wasserkocher, wenn es keinen Behälter gibt, in den man das heiße Wasser füllen könnte, von Teebeuteln ganz zu schweigen). Die angeblich fabelhafte Lage entpuppte sich als gegenüber einer Chemiefabrik und vom sehr spartanischen Balkon hatte man einen guten Ausblick ins Nachbarhaus und umgekehrt. Immerhin war das Zimmer geräumig.

Weitere Enttäuschung: der Ort selber. Eine Tourifalle sondergleichen, Bier und Burger allerorten, teuer, hässlich.

Zeit, über die schönen Dinge zu sprechen: Langer Strand mit ein paar Dünen im Hintergrund entlang der Ostsee, fast an der Spitze ein zauberhafter Leuchtturm mit Cafe/Restaurant davor und darin eine regionale, originelle Küche, die uns das beste Mahl unseres ganzen Aufenthalts bescherte. Und das für dänische Verhältnisse noch nicht mal übermäßig teuer.

Aber das Natur-Highlight ist natürlich der Ort, an dem Ost- und Nordsee aufeinander treffen. Auch wenn wir wahrlich nicht alleine dort waren, schließlich war auch noch Sonntag, genoss ich es trotzdem die Furt hinaus ins Meer zu waten und die ineinander laufenden Wellen zu betrachten. Ich bildete mir auch ein, einen Temperaturunterschied zwischen den beiden Meeren zu fühlen.

Ostsee und Nordsee küssen sich

Danach machten wir einen langen Spaziergang am Nordseestrand und viele Schwarzweiß-Bilder, fanden eine mutterlose Babyrobbe ganz allein (umgeben von Bildmaterial sammelnden Touris) und eine Menge Möwen.

Am nächsten Tag versuchten wir, unseren Traum vom Galopp am Strand zu verwirklichen, so ganz traumhaft wurde es nicht, aber auf jeden Fall ein Erlebnis. Lucia musste schon von Anfang an Abstriche machen: die begehrten Großpferde waren einfach nirgends zu finden, stattdessen überall Islandpferde, wohin das Auge reichte (-; Und so fanden wir uns auf Isis unterwegs auf Reitpfaden in einer wunderbaren Dünen-/Heidelandschaft, allerdings auf schwerem Boden für die Pferde. Die Besitzerin hatte Vertrauen zu uns und ließ uns zu zweit weiterziehen, als der Strand in Reichweite war. Und das hätte er sein können, der perfekte Galopp. Wenn nicht Lucias Pferd Angst vorm Wasser gehabt hätte und sich weigerte, dort zu gehen, wo der Sand hart und nicht zu tief war. Wir nahmen natürlich Rücksicht und galoppierten nur ein kleines Stück. Dies war auch unsere Absicht auf dem Rückweg, aber da hatte Lucias Wallach andere Pläne, er schoss im Rennpass an uns vorbei mit einer überrumpelten Lucia. Mir blieb nichts anderes übrig als zu bremsen und zu hoffen, dass sich der Kleine wieder einkriegte, was er auch tat, schließlich war der Sand tief, aber danach war uns die Lust am Galopp vergangen.

Erstaunlich fand ich, wie viele dicke Isländer es gab und dass sie auch in Dänemark nicht gänzlich vom Ekzem verschont bleiben.

Rajberg Mile – die große Düne

Weiteres Highlight in der Gegend um Skagen ist zweifellos die große Düne Rajberg Mile, mir war zuvor gar nicht klar gewesen, dass sie wirklich so groß-artig war. Nun muss ich nicht mehr in die Sahara fahren. Auch hier machten wir wunderbare Schwarzweißbilder und hatten unseren Spaß.

Verzogener Leuchtturm

Eine weitere Attraktion nahmen wir ebenfalls gerne mit: den Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr, der auf einer 70 Meter hohen Wanderdüne steht. Um zu verhindern, dass er von der Steilküste stürzt, wurde er 2019 70 Meter ins Landesinnere gezogen.

Der Blick von der Kante bringt Leute mit Höhenangst ins Schwitzen.

Schlosshotel

Übernachten an einem ganz besonderen Ort, das war im Schlosshotel Brovst wirklich der Fall. Zunächst war alles verlassen und verschlossen, um kurz nach sechs, ich sah uns schon mitten in der Pampa gestrandet, aber es war jemand erreichbar und wir konnten unser Zimmer beziehen. Wir waren fast die einzigen Gäste, beim Frühstück sahen wir nur eine einzige Frau, die durchaus die Besitzerin des Schlosses hätte sein können, wenn mein Klischee vom arroganten Adel stimmt, sie würdigte uns nämlich keines Blickes. Am Abend waren wir wohl wirklich ganz alleine und durchstreiften das Schloss, was uns ausdrücklich erlaubt worden war. Wir fanden mehrere üppige Salons, knarzende Gänge, Ritterrüstungen und es war schon fast spooky, hier ganz alleine zu sein. Leider roch es auch gleichzeig alt und nach Reinigungsmitteln, was den Wohlfühlfaktor etwas minderte.

Deutscher Henne Strand

Auf dem Weg zurück nach Billund legten wir einen Stopp bei Henne Strand ein. Um diesen Ort herum hatten wir keine Übernachtung mehr gefunden, sondern waren auf einem Bauernhof in der dänischen Provinz in einem kleinen Appartment einquartiert. Zum Empfang waren nur eine Menge Kühe da und ein Zettel an der Tür. Die Besitzer waren arbeiten und kamen erst abends. Wir fühlten uns ein bisschen verloren in dem dunklen Speicher, der dürftig zu einer kleinen Wohnung hergerichtet war. In der Umgebung gab es absolut nichts zu tun. Noch nicht mal an Spazierengehen war zu denken. Der etwas desolate Eindruck wurde durch den Zettel der Vermieter noch verstärkt, in dem sie schilderten, dass sie von Holland nach Dänemark ausgewandert waren, um ihren Traum von einem Bauernhof zu verwirklichen, sie diesen aber im Zuge einer Privatinsolvenz vor kurzem verloren hatten. Er gehörte nunmehr ihren Nachbarn samt Tieren und sie durften in ihrem Haus zur Miete wohnen.

Am nächsten Tag sahen wir uns Henne Strand an, von der wenigen Vorbereitung wusste ich, dass dies ein absoluter Touri-Hotspot war und so war es in der Tat. Am Parkplatz 99% deutsche Kennzeichen. Am Strand ganze Schulklassen auf Klassenfahrt. Der Strand war aber so lang und breit, dass man sich fast einsam fühlen konnte, wenn man lange genug lief. Erst verkrochen wir uns in den wunderschönen Dünen, wo ich trotz frischer Brise ein wenig lesen konnte. Mit Jacke und langer Hose konnte man es sehr gut aushalten, aber man hatte nicht wirklich Lust, ins Wasser zu gehen. Es sah jedoch so schön aus und wäre einfach ein Skandal gewesen, nicht in der Nordsee zu baden, die aussah wie der Atlantik, auch ordentlich Brandung, dass wir uns überwanden. Wir bereuten es nicht und planschten eine ganze Weile in den herrlichen Wellen.

Abgerundet wurde der Strandtag durch einen Spaziergang, auf dem wir wieder ein bedauernswertes einsames Robbenbaby fanden, und Kakao und Kuchen im Strandcafe.

Endstation Legoland

Unser Flug ging zur unmenschlichen Zeit halb sieben morgens, daher machten wir am Vorabend in Billund nichts weiter, als duschen und uns mit Essen zu versorgen.

Am nächsten Morgen ging es dann nach Hause ins schwüle gewittrige München, wo wir uns sofort nach der frischen klaren Luft des Nordens zurücksehnten.

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