Bewegung

Hotelzimmer

Langsam hab ich es raus, wie ich mir den Aufenthalt in einem Geschäftshotel so angenehm wie möglich gestalte: Sportmöglichkeiten nutzen, Meditation gegen Einschlafschwierigkeiten, Yoga zum Wachwerden, CNN-News …

Seit jeher bin ich mehr gereist, als dass ich Urlaub gemacht hätte. Reisen heißt für mich Bewegung, Neues kennenlernen, unterwegs sein, Urlaub ist Erholung. Auch privat bin ich meist auf Reisen, geschäftlich sowieso. Inzwischen ist das berufsmäßige Reisen ein Stück weit Routine, ich bin nicht mehr so aufgeregt wie am Anfang, kenne viele Orte und Menschen schon, finde mich auch alleine zurecht. Trotzdem bleibt das Ganze anstrengend, mal schnell irgendwohin jetten und gleich wieder zurück, das ist für Körper und Geist belastend. Oft kam erschwerend hinzu, dass ich vor einem Flug früh am Morgen (und die meisten starteten um 7) in der Nacht kein Auge zutat, also schon völlig übermüdet ankam. Die erste Nacht im fremden Bett konnte ich auch nicht schlafen und in so einer denkbar schlechten Verfassung hatte ich dann zu performen. Ich war also jedes Mal völlig fertig, wenn ich wieder zu Hause war. Inzwischen achte ich drauf, wann immer möglich, einen späteren Flug zu nehmen, und ich tue alles, um vor Ort schlafen zu können. Wenn ich nicht einschlafen kann, hilft meist Meditation, ich versuche Sport zu treiben, mich also zu bewegen, denn eine Runde draußen spazieren gehen ist an den meisten Orten nicht möglich.

Was mir aber schon immer gefallen hat, ist in einem Hotelzimmer zu sein. Sie strahlen trotz aller Unterschiedlichkeit eine ganz bestimmte Stimmung aus: anonyme Intimität.

Daher habe ich beschlossen, Bilder von Hotelzimmern oder besser gesagt: mir in Hotelzimmern zu machen, um diese besondere Stimmung festzuhalten. Ein Versuch.

Paris Hotel Minerve

Rabat La Tour Hassan Palace

Protzig, aber nicht wirklich schön.

Guesthouse in Reykjavik im Kellert, darin könnte ein Krimi spielen

Lobbys

Auch Lobbys sind sehr individuell.

Ausblick / Schlaflos in XXX

Ähneln sich gerade Hotels der gleichen Kette in Einrichtung und Ausstattung, bringt auf jeden Fall der Blick aus dem Fenster Klarheit. Ich genieße es, wenn ich in die Weite schauen kann, gerade in Hotels, in denen ich mehr oder weniger eingesperrt bin, weil es zu gefährlich ist, sich draußen alleine zu Fuß zu bewegen.

Trotz Meditation und der anderen erwähnten Methoden klappt es nicht immer mit dem Schlafen. In Alger wurde ich von dem dramatischen Himmelsschauspiel und dem Geschrei der Tiere aus dem angrenzenden botanischen Garten, in dem sich ein kleiner Zoo befindet, entschädigt. Neben den zahllosen Vögeln, die offenbar genau hier in diesem Garten einen Stopp einlegen auf ihrem Weg in den Süden, meinte ich Elefanten trompeten zu hören, am nächsten Tag ging ich der Sache nach und stellte fest: es waren Tiger … Kleiner Exkurs: Dieser Zoo ist ein trauriger Ort. Die Tiger sind zusammengepferchte, unter anderem fünf Tiger auf engstem Raum. Am meisten Mitleid hatte ich mit einem Shetlandpony, das in einem dunklen Stand neben einer Horde von Eseln alleine stand. Noch immer überlege ich, wie ich es da rausholen kann.

Der neue Tag ist da

Außen und innen

Nicht nur der Himmel verändert sich mit dem Lauf der Sonne, auch im Zimmer wechselt die Stimmung. Ich liebte diese paar Minuten in Alger, als der Morgen eine Wand in warmes freundliches Gelb tauchte:

Statistin der Bedeutungslosigkeit

Meine Wenigkeit ist unerheblich, austauschbar in diesen viel bewohnten Räumen, denen bestimmt nichts Menschliches fremd ist.

Ich bin ja immer alleine in den oft riesigen Betten und Räumen, es ist Lichtjahre her, dass ich ein Hotelzimmer mit jemandem geteilt habe. Es gibt daher ein Moment der Verlorenheit in diesen meist nüchternen Interieurs, in denen meine Person nicht zählt und doch für ein paar Stunden ihre Spuren hinterlässt: Schlampig ausgepackter Koffer, verstreute Gegenstände, ein nackter Fuß, ein Blick aus dem Spiegel.

Dabei fühle ich mich nicht einsam, nur verloren, vielleicht vergessen, daher incognito, untergetaucht, niemand kann mich hier belangen, ich bin unsichtbar.

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